Für das Projekt „Fabrik der Zukunft“ haben die Betriebsräte bei Hauni im November den Betriebsrätepreis in Gold erhalten. „Sie haben mit dem Projekt gezeigt, dass man der Ideen- und Konzeptionslosigkeit der Arbeitgeber etwas entgegensetzen kann. Das macht Mut und ist auch eine Perspektive für andere Betriebsräte!“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, am 9. November in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung in Bonn.
Die Auszeichnung erhielten drei in der IG Metall organisierte Betriebsräte im Geschäftsfeld Tabak der Körber AG: der Hauni Maschinenbau GmbH und Baltic Metalltechnik GmbH, der Universelle Engineering U.N.I. GmbH sowie der Hauni Primary GmbH, für die Entwicklung des Transformationskonzeptes „Fabrik der Zukunft/HG21+“.
Arbeitsplätze gesichert
Die Betriebsräte haben Outsourcing, Verlagerungen und drohende Teilschließungen verhindert. Sie setzten konsequent auf Mitbestimmung und Beteiligung der Belegschaft. Den Abschluss eines Zukunftstarifvertrages, der unter anderem einen Innovationsfonds und ein neues Team zur Stärkung von Diversifikation sowie ein umfangreiches Qualifizierungskonzept vorsieht, setzten die Betriebsräte gemeinsam mit der IG Metall durch. Damit haben Sie es erreicht, mehr als 270 Arbeitsplätze zu erhalten.
„Die Botschaft auf dem Bonner BetriebsräteTag 2021 ist: Transformation ist gestaltbar. Das ist der beste Krisenschutz“, sagt Uwe Zebrowski, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrat bei Hauni Maschinenbau. Erfolgsfaktoren seien: Nutzen des Wissens und Könnens der Beschäftigten, die gute Begleitung und fachliche Beratung der Organisationsberatung „Gruppe 7“ sowie die enge Zusammenarbeit mit der IG Metall.
Der „Deutsche Betriebsräte-Preis“ ist eine Initiative der renommierten Fachzeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“. Er zeichnet seit 2009 das Engagement und die erfolgreiche Arbeit von Betriebsräten aus, die sich nachhaltig für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder die Bewältigung von Krisen in den Unternehmen einsetzen. Eine Jury aus Gewerkschaften, Wissenschaft und ausgewiesenen Praktikern trifft jedes Jahr eine Auswahl aus einer stets hohen Anzahl eingereichter Projekte.
Transformation gestalten
Die Hauni Group ist weltweit führender Anbieter von Technologien sowie technischen Services für die internationale Tabakindustrie und mit rund 4.500 Mitarbeitern und gehört zum renomierten Körber Konzern. Der stetig abnehmende Tabakkonsum in Deutschland erforderte für den Betrieb im Geschäftsfeld Tabak notwendige Veränderungen.
Viele Unternehmen und Branchen der deutschen Industrie befinden sich in einer grundlegenden Transformation, weil sich Märkte oder gesetzliche Grundlagen ändern. Das Projekt „Fabrik der Zukunft/Hauni Weg“ zeigt beispielhaft, dass solche Prozesse sozial und demokratisch gestaltet werden können.
Grundlegende Reformen statt nur ein „Facelift“
Christiane Benner: „Den Betriebsräten bei Hauni ist es gelungen, gemeinsam mit den Beschäftigten Alternativen zum Restrukturierungskonzept des Unternehmens zu erarbeiten. Die Beschäftigten haben ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Kreativität eingebracht. Das war aber nur mit einer großen Kraftanstrengung und im Konflikt mit dem Unternehmen möglich. Damit noch mehr Betriebsräte gemeinsam mit den Beschäftigten aktiv werden können, brauchen wir eine Runderneuerung der Mitbestimmung. Wir wollen grundlegende Reformen, nicht nur ein Facelift!“
Benner forderte, dass die Mitbestimmung über strategische unternehmerische Fragen ausgeweitet wird. Notwendig sei auch ein generelles Mitbestimmungs- und Initiativrecht bei Ein- und Durchführung der betrieblichen Berufsbildung: „Betriebsräte brauchen bessere rechtliche Grundlagen, um Arbeitsplätze zu sichern und Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens zu nehmen.“