Befragung zur Arbeitszeit
Schluss mit dem Acht-Stunden-Tag?

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD sind Maßnahmen zur stärkeren Nutzung und Flexibilisierung der Arbeitszeit vorgesehen. Unsere Betriebsräte lehnen diese Regierungspläne zu Arbeitszeiten entschieden ab!

3. Juli 20253. 7. 2025


Kritik aus Norddeutschland: IG Metall-Betriebsräte lehnen Regierungspläne zu Arbeitszeiten ab

Die geplanten Änderungen der Bundesregierung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit stoßen bei vielen Betriebsräten in Norddeutschland auf deutliche Ablehnung. Laut der aktuellen IG Metall Küste Umfrage unter 418 Betriebsratsvorsitzenden aus Industrie- und Handwerksbetrieben sehen viele die Vorschläge als realitätsfern an. Flexible Arbeitszeitmodelle seien in den meisten Betrieben längst etabliert, geht in der Erhebung hervor.

Die Befragung, die zwischen dem 12. und 18. Juni durchgeführt wurde, repräsentiert rund 200.000 Beschäftigte. Die Ergebnisse zeigen: Eine große Mehrheit der befragten Arbeitnehmervertreter steht den Plänen der schwarz-roten Koalition kritisch gegenüber. 89 Prozent lehnen eine Aufweichung des Acht-Stunden-Tags ab oder halten sie für unnötig. Auch die Streichung eines Feiertags oder die Einführung unbezahlter Karenztage bei Krankheit finden kaum Zustimmung.

 

Regierung plant steuerliche Anreize für Überstunden

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD sind Maßnahmen zur stärkeren Nutzung und Flexibilisierung der Arbeitszeit vorgesehen. Dazu zählen unter anderem steuerliche Entlastungen bei Überstundenzuschlägen sowie Anreize zur Ausweitung von Teilzeitmodellen. Auch eine Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ist im Gespräch. Die geltenden Regelungen zum Arbeitsschutz und zur Ruhezeit sollen dabei erhalten bleiben.

 

Flexible Modelle bereits weit verbreitet

Drei Viertel der befragten Betriebe setzen laut Umfrage bereits auf flexible Arbeitszeiten. Nur 7 Prozent der Betriebsräte gaben an, dass dies in ihrem Unternehmen nicht zutreffe. Fast 80 Prozent sehen in flexiblen Arbeitszeiten Vorteile für beide Seiten, Arbeitgeber wie Beschäftigte. In 61 Prozent der Betriebe wird bereits regelmäßig oder gelegentlich bis zu zehn Stunden täglich gearbeitet. Zwei Drittel nutzen Arbeitszeitkonten für nahezu alle Mitarbeitenden.

 

IG Metall: Fokus auf Investitionen statt Lockerungen

Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, kritisiert die Pläne der Bundesregierung scharf. „Es sind Nebelkerzen, geworfen von denen, die wesentliche Verantwortung tragen für den wirtschaftlichen Stillstand in diesem Land“, so Friedrich. Die Menschen in Deutschland arbeiteten bereits viel, das Arbeitsvolumen sei auf einem Höchststand. Die vergleichsweise geringe durchschnittliche Arbeitszeit pro Kopf sei vor allem auf die hohe Teilzeitquote zurückzuführen, insbesondere bei Frauen.

Statt an Schutzrechten zu rütteln, fordert Friedrich Investitionen in Zukunftsthemen: „Aber nicht, indem wir Arbeitsschutz und Arbeitnehmerrechte schleifen, sondern indem wir investieren: in Innovation, Digitalisierung, Infrastruktur.“ Auch eine aktive Industriepolitik ist notwendig, um Wertschöpfung in Deutschland und Europa zu sichern.

Metall Aktuell - Juni 2025 06/25

Wir wollten es genau wissen und 411 Betriebsratsvorsitzende aus norddeutschen Industrie- und Handwerksbetrieben haben zur aktuellen Arbeitszeitdebatte geantwortet. Hier das eindeutige Ergebnis.