Vestas-Beschäftigte wollen Tarif
Warnstreiks bei Windradbauer Vestas

Erneuerbare Energie muss auch sozial fair sein: Erneut haben die Beschäftigten beim Windenergieanlagenbauer Vestas bundesweit mit Warnstreiks Druck für einen Tarifvertrag gemacht. Vestas weigert sich seit Monaten, mit der gewählten Tarifkommission der IG Metall zu verhandeln.

7. September 20227. 9. 2022


Streik! Seit Montag haben rund 300 Servictechniker beim Windradbauer Vestas ihre Arbeit niedergelegt und steigen nicht mehr hoch auf die Windmasten.

Sie wollen endlich einen Tarifvertrag. Die Arbeit wird immer härter und komplexer, die „Mühlen“ immer höher – bis zu 150 Meter und mehr, und sie selbst werden immer älter, da sie kaum noch Nachwuchs finden. Anders als die Masten und Belastungen sind die Löhne bei Vestas nämlich kaum gestiegen in den letzten Jahren. Urlaubs- und Weihnachtsgeld gibt es nicht. Und so etwas wie Geld in Zeit tauschen oder gar Altersteilzeit schon gar nicht.

„Wir haben gerade im Servicebereich sehr schwere und komplexe Arbeit – doch die Zahlungen sind nicht entsprechend“, kritisiert Petra Pein, Betriebsrätin in der Vestas-Hauptniederlassung in Hamburg. „Viele verlassen die Firma, das kann nicht funktionieren.“
 

Vestas will keinen Tarif – 88 Prozent für Streik

Die Vestas-Beschäftigten haben sich in der IG Metall organisiert, eine Tarifkommission gegründet und ihren Arbeitgeber zu Verhandlungen aufgefordert. Doch der dänische Windanlagenkonzern Vestas will nicht. Nach ersten Gesprächen erklärte die Geschäftsleitung im Juli: Nö. Kein Interesse an einem Tarif. Seitdem nichts.

Daraufhin rief die IG Metall zu insgesamt vier, teils ganztägigen Warnstreiks auf, denen jeweils mehrere hundert Beschäftigte folgten. Höhepunkt der Proteste war eine Kundgebung zur Eröffnung der Branchenmesse Windenergy in Hamburg Ende September. Dennoch hat die Vestas-Geschäftsführung nicht reagiert.

Die IG Metall rief ihre Mitglieder bei Vestas schließlich zur Urabstimmung auf. 88 Prozent stimmten für den Streik.

 

Streik wirkt bereits

Die Herausforderung bei Vestas: Die Servicetechniker sind auf kleine Lager und Baustellen über das gesamte Bundesgebiet verstreut. Aber es funktioniert.

„Wir haben uns am Montag mit 15 Leuten vor dem Lager getroffen, Tische und Bänke vom zuhause mitgebracht und  gemeinsam gefrühstückt“, berichtet Nico Ackermann, Servicetechniker und Betriebsrat am Lagerstandort Barleben bei Magdeburg. Seit Dienstag sind die Servicetechniker nun zuhause und treffen sich täglich zu bundesweiten Online-Streikversammlungen. Und ihr Streik zeigt nach vier Tagen bereits wirtschaftlich Wirkung.

„Durch den Streik gibt es erhebliche Einschränkungen an Baustellen, beim Tausch von Großkomponenten und der Inbetriebnahme von neuen Anlagen in den Windparks“, erklärt Vestas-Unternehmensbetreuer Martin Bitter von der IG Metall Rendsburg. „Diese Verzögerungen lassen sich nicht so schnell nachholen. Mit jedem Streiktag steigen die Belastungen für Vestas.“
 

Fachkräfte für Energiewende

Auch ohne Streik reicht das Personal schon nicht aus, um die Aufträge abzuarbeiten. Denn Vestas fehlen jetzt schon überall Fachkräfte – die Fachkräfte der Energiewende. Der Plan der Ampel-Koalition erfordert eine Verdoppelung der Kapazitäten in der Windkraft. Doch aktuell sieht das bei Vestas nicht danach aus.

„Bei uns sind schon einige Leute abgewandert“, erzählt Sven König, Servicetechniker und IG Metall-Vertrauensmann in Tensbüttel/Schleswig-Holstein. „Teams werden über mehrere Wochen an andere Standorte versendet, dabei hat jeder selbst an jeder Ecke zu viel Arbeit. Und wir sind immer mehr ältere Kollegen. Man merkt, dass die jungen Leute ausbleiben oder direkt nach der Lehre abwandern, weil sie im Handwerk mehr verdienen. Vor zehn Jahren war das noch andersherum.“
 

Ziel: Tarif für bessere Arbeitsbedingungen

Der Streik bei Vestas geht vorerst weiter, bis das Unternehmen in Verhandlungen einwilligt.

„Mit dem Streik für einen Tarifvertrag wollen die Kolleginnen und Kollegen bei Vestas mit unserer Unterstützung bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen“, erklärt Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Unser Ziel bleiben Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen. Die Tür für Gespräche ist bei uns immer offen. Wir haben aber auch keine Scheu, zu weiteren Arbeitsniederlegungen aufzurufen.“

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