Metall- und Elektroindustrie
Tarifrunde 2018: Mehr Geld und mehr Zeit

Die Tarifbewegungen der vergangenen Jahre haben deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten gebracht – und gezeigt: Der Wunsch der Beschäftigten nach gutem Geld und besseren Arbeitszeiten lässt sich am besten gemeinsam durchsetzen.

6. November 20206. 11. 2020


Die Tarifrunde 2016 war eine reine Entgeltrunde. Bei der Forderung von fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten koDie Tarifrunde 2016 war eine reine Entgeltrunde. Bei der Forderung von fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Es gab zwei Entgelterhöhungen: eine um 2,8 Prozent, die zweite um zwei Prozent. Und es gab einen Pauschalbetrag in Höhe von 150 Euro (Auszubildende 65 Euro). Der Tarifabschluss enthielt eine Differenzierungsklausel: Die Betriebe von Nordmetall konnten bei der IG Metall einen Antrag stellen, die Erhöhungen zu verschieben, wenn die wirtschaftliche Lage des Unternehmens dies erfordert.

Voraussetzung für die Differenzierung war allerdings die Zustimmung der IG Metall. Außerdem wurde mit Nordmetall vereinbart, dass die im Bezirk Küste übliche Beteiligung der IG Metall-Mitglieder über die Zustimmung oder Ablehnung einer solchen Differenzierung in einer Mitgliederversammlung während der Arbeitszeit stattfinden konnte. Es gab nur wenig Anträge zur Differenzierung und in der Regel wurden diese Anträge auch von den Mitgliedern abgelehnt.


Mehr Selbstbestimmung

Während der Laufzeit des Tarifabschlusses 2016 liefen bereits die Vorbereitungen für die Tarifrunde 2018. De Beschäftigten führten intensive Diskussionen zum Thema Arbeitszeit und erprobten auch ein neues Instrument im Arbeitskampf: den 24-Stunden-Warnstreik, eine neue Eskalationsstufe in Auseinandersetzungen um den Flächentarif, um den Forderungen der IG Metall Nachdruck zu verleihen.

Das Thema Arbeitszeit im Betrieb rückte in den Fokus, weil es dringenden Verbesserungsbedarf gab: Die Beschäftigten leisten zu viele unbezahlte Überstunden und die 35-Stunden-Woche gab es in vielen Betrieben schon lange nicht mehr. Dem stehen die Wünsche der Beschäftigten nach planbaren Arbeitszeiten entgegen, die erfasst und vergütet werden, wie eine Beschäftigtenbefragung der IG Metall ergab.

Für das Thema Arbeitszeit machten die Beschäftigten auch Druck auf die Arbeitgeber. Nachdem die Verhandlungen im Pilotbezirk Baden-Württemberg ergebnislos endeten, kam es bundesweit in allen Tarifbezirken erstmals zu bezahlten 24- Stunden-Warnstreiks. 52 693 Beschäftigte aus 30 Betrieben haben dafür Ende Januar 2018 die Arbeit niedergelegt und dafür gesorgt, dass an diesen Tagen nicht in den Streikbetrieben gearbeitet wurde.


Gemeinsam das Ziel erreichen

Nicht nur die IG Metall-Mitglieder großer Unternehmen wie Airbus, Daimler oder STILL waren dabei. Auch Kolleginnen und Kollegen kleinerer Betriebe wie etwa der Gießerei Procast Guss aus Rendsburg oder von JHK Anlagenbau und Service aus Bremerhaven haben sich am Streik beteiligt. Die guten Vorbereitungen zahlten sich aus. Der 24-Stunden-Warnstreik war ein doppelter tarifpolitischer Erfolg: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich es noch einmal erlebe, dass ich Streikgeld bekomme, ich so richtig streiken darf und wir gemeinsam Flagge zeigen“, so ein Kollege vor dem Streikzelt bei STILL. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Im Tarifvertrag wurde eine Entgelterhöhung von 4,3 Prozent über zwei Jahre vereinbart. Außerdem sieht ein zweiter Tarifvertrag, der sogenannte TV T-ZUG, zwei jährliche Einmalzahlungen vor: Im Sommer 2018 haben die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 27,5 Prozent ihres Monatsgehaltes bekommen. Darüber hinaus gab es eine zweite Entgeltzahlung in Höhe von 12,3 Prozent der Eckentgeltgruppe 5H, also knapp 400 Euro.

Beim Thema Arbeitszeit konnte die IG Metall einen Anspruch auf „verkürzte Vollzeit“ mit einem Rückkehrrecht auf Vollzeit durchsetzen. Noch weit besser wurde von den Beschäftigten eine zweite Regelung angenommen, die tarifver-traglich vereinbart wurde: eine temporäre Freistellung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Schichtdienst sowie von Kolleginnen und Kollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen oder Kindern bis acht Jahre.


Vereinbarkeit von Arbeit und Leben

Im Manteltarifvertrag wurde vereinbart, dass Schichtarbeitende, pflegende und kinderbetreuende Beschäftigte die Einmalzahlung in Höhe von 27,5 Prozent in acht freie Tage umwandeln können. Das haben fast alle Kolleginnen und Kolle- gen, die ein Recht darauf haben, auch in Anspruch genommen. Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall machten bei der Umsetzung dieser neuen Regelung einen tollen Job: Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass IG Metall-Mitglieder diesen neuen Anspruch auch wahrnehmen können, sie haben in einigen Betrieben auch noch den Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert.

Ein weiteres Mal hat sich damit bestätigt: Es geht nicht nur ums Geld. Es geht auch um Lebensqualität und um gute Arbeitsbedingungen, die eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben ermöglichen. Dafür wird sich die IG Metall in den kommenden Jahren weiter einsetzen.

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