Befragung
Etwas mehr Zuversicht bei Betriebsräten der Windindustrie

Die Windindustrie in Deutschland steht vor einer deutlich besseren Entwicklung als in den Vorjahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Betriebsräten im Auftrag der IG Metall, die aus Anlass der Messe WindEnergy Hamburg veröffentlicht worden ist.

30. November 202030. 11. 2020


"Wir haben in den vergangenen Jahren erheblich an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Windindustrie in Deutschland verloren. Darüber dürfen diese aktuellen Zahlen nicht hinwegtäuschen", sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. "Auch in diesem Jahr hat sich der Kahlschlag in einigen Unternehmen – etwa bei Enercon in Aurich und Magdeburg – fortgesetzt."

Nach der Befragung stabilisiert sich die Beschäftigungsentwicklung aber langsam. So ist nur noch in acht Prozent der Betriebe (2019: 24 Prozent, 2018: 39 Prozent) ein Personalabbau geplant. In 16 Prozent der Unternehmen wird mit mehr Beschäftigten etwa im Bereich Service und Wartung gerechnet. Die Branche ist bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Betriebsräte berichten nur von geringen Auswirkungen auf das Geschäft und die Produktion.


Regierung in der Kritik

Fast die Hälfte der Firmen meldet Probleme bei der Stellenbesetzung. "Zu diesem Mangel an Fachkräften passt überhaupt nicht, dass jeder dritte Betrieb die Zahl der Ausbildungsplätze reduzieren will", so IG Metall-Bezirksleiter Friedrich. Das Interesse der Jugendlichen an einer Ausbildung in der Windbranche sei weiterhin hoch. "Es fehlt jedoch häufig an einer strategischen Personalplanung, die auch auf Ausbildung und Übernahme setzt."

Die Bundesregierung steht bei den Betriebsräten weiterhin massiv in der Kritik. Rund 85 Prozent der Befragten sehen in der aktuellen Politik keine Unterstützung für die Windindustrie. Positiv wahrgenommen werden von den Arbeitnehmervertretern die Erhöhung der Ausbauziele für Windenergie auf See sowie der Green Deal der EU-Kommission.

Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, erklärte: "Der Ausbau der Windenergie muss mit sozialen Standards wie der Einhaltung von Tarifverträgen und regionaler Wertschöpfung verbunden werden. Das gilt sowohl für die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland als auch für die Offshore-Windstrategie der EU. So lassen sich mit einem grünen Aufschwung hochwertige Arbeitsplätze in Deutschland und Europa schaffen und sichern." Die Befragung der Betriebsräte habe gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen in tarifgebundenen Betrieben deutlich besser seien – so gebe es beispielsweise mehr Auszubildende und weniger Probleme bei der Stellenbesetzung.

An der Befragung, die die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung im Auftrag der IG Metall durchgeführt hat, beteiligten sich Betriebsräte von 30 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet, die insgesamt rund 22.000 Beschäftigte repräsentieren.

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