Offshore-Kongress 2023 in Nordenham
Für die Zukunft des Ausbaus der Offshore-Windenergie

Wie sichern wir die Zukunft der Offshore-Industrie? Dazu fordern IG Metall Küste, Politik, Verbände und Wirtschaft in Nordenham Maßnahmen zur Sicherung der dringend benötigten Fachkräfte, sichere Finanzierung, mehr Wertschöpfung und gute Rahmenbedingungen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff.

26. Mai 202326. 5. 2023


Offshore-Kongress 2023 in Nordenham: „Nordenhamer Erklärung“ fordert Maßnahmen zu Fachkräftesicherung, sicherer Finanzierung und mehr Wertschöpfung für Offshore-Industrie in Niedersachsen

Am 26. Mai 2023 sind beim Offshore-Kongress 2023 in Nordenham Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft und Verbänden zusammengekommen, um gemeinsam über die Zukunft des Ausbaus der Offshore-Windenergie zu diskutieren. Eingeladen zum Kongress hatten neben dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium der IG Metall Bezirk Küste, der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) und die Stiftung Offshore-Windenergie. Gastgeber der Konferenz war die Firma Steelwind. Auf der Konferenz wurde gemeinsam die „Nordenhamer Erklärung“ verabschiedet. In der Erklärung fordern die Unterzeichner unter anderem Maßnahmen zur Sicherung der dringend benötigten Fachkräfte, die Stärkung der technologischen Leistungsfähigkeit und der Wertschöpfungskette für den Offshore-Ausbau, die zu einem möglichst großen Teil in Niedersachsen und Deutschland geschaffen werden soll, gute Rahmenbedingungen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff und eine bessere finanzielle Absicherung von Investitionen.

„Mit unseren ambitionierten Ausbauplänen von 70 GW Offshore wird die Nordsee zum Powerhouse für Niedersachsen und Deutschland. Daher müssen wir jetzt die Weichen stellen, damit dieser Ausbau auch gelingt“, so der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Wir müssen diesen Prozess aktiv begleiten, denn Niedersachsen soll nicht nur die Region sein, durch die Strom und Wasserstoff fließen. Wir wollen durch neue Wertschöpfung und damit eng verbunden neue, gute Industriearbeitsplätze auch ganz maßgeblich profitieren. Wir brauchen die notwendigen Fachkräfte und für sie attraktive Bedingungen, wir brauchen die notwendige Sicherheit in der Finanzierung für die Unternehmen und ihre Investitionen, wir brauchen einen starken Heimatmarkt für grünen Wasserstoff und wir brauchen deutlich mehr Geschwindigkeit bei Planung und Genehmigung. Mit der heute unterzeichneten Nordenhamer Erklärung haben wir uns dazu nochmal eine klare To-Do-Liste aufgegeben.“

Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, betonte: „Der Ausbau der Windkraft muss zu mehr Arbeit und Wertschöpfung an der Küste und in Deutschland insgesamt führen. Mehr Flächen und schnellere Genehmigungsverfahren allein reichen nicht, um die Energiewende zu schaffen. Wir brauchen vor allem die Menschen – als Fachkräfte für die Planung, den Bau und die Wartung der Windparks. Der Schlüssel dafür sind gute, tarifliche Arbeitsbedingungen. Nur so lassen sich Beschäftigte gewinnen und halten. Wir setzen außerdem auf eine Qualifizierungsoffensive und mehr Ausbildung in den Betrieben. Wichtig ist auch, die Arbeitsbedingungen der Offshore-Servicetechnikerinnen und -techniker zu verbessern. Die Offshore-Rettungskette muss dringend neu geordnet werden, um die Kolleginnen und Kollegen bei ihrem Einsatz auf dem Meer bestmöglich zu schützen.“

Karina Würtz, Geschäftsführerin Stiftung Offshore-Windenergie, forderte: „Der ambitionierte Offshore-Wind-Ausbau erfordert massive Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von den Fundamente-, Turbinen- und Kabelherstellern, über die Werften und Reedereien bis hin zu den Häfen. Eine zügige Anpassung des staatlichen Finanzierungsinstrumentariums zur Flankierung unternehmerischer Anstrengungen ist essenziell zur Schaffung der benötigten Produktionskapazitäten. Auch sollten alte Zuständigkeitsmuster, beispielsweise im Bereich der Hafenfinanzierung, aufgebrochen werden, damit der Infrastrukturausbau zügig angegangen werden kann.“ 

Das unterstrich auch Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM): „Die Energiewende ist eine gewaltige Kraftanstrengung, die nur gelingen kann, wenn alle Glieder in der Wertschöpfungskette funktionieren. Dies schließt auch die Schiffbauindustrie ein, die für Konverter Plattformen und die erforderlichen Spezialschiffe sorgen muss. Doch die Werften können ihre Investitionspläne nicht ins Blaue umsetzen. Sie brauchen Aufträge! Und sie brauchen Finanzierungsinstrumente, denn der Mittelstand kann Milliarden-Projekte nicht aus der Portokasse vorfinanzieren.“

Nordenhamer Erklärung