Kfz-Tarifrunde 2025
Kfz-Handwerk: IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld

6,5 Prozent mehr Geld, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine Entlastungskomponente: Diese Forderungen hat die IG Metall für die Mitte März startenden Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk beschlossen. Zuvor hatte die IG Metall über 12 000 Beschäftigte in den Betrieben befragt.

12. Februar 202512. 2. 2025 |
Aktualisiert am 18. Februar 202518. 2. 2025


Über einen Monat dauern nun bereits die Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk – doch die Arbeitgeber haben immer noch kein Angebot vorgelegt. „Die Werkstätten sind voll, der Arbeitsdruck steigt, die Preise bleiben hoch – und die Beschäftigten im Kfz-Handwerk leisten tagtäglich Herausragendes“, betont Christian Schwaab, Verhandlungsführer der IG Metall im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg, wo am Dienstag in Leinfelden-Echterdingen verhandelt wurde. „Wer darauf mit Stillstand und Blockadehaltung antwortet, riskiert die Zukunftsfähigkeit der Branche.“ 

Vor der Verhandlung demonstrierten 1000 Kfz-Beschäftigte in Leinfelden-Echterdingen für ihre Forderungen: 6,5 Prozent mehr Geld, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine Entlastungskomponente. „Unsere Forderungen sind maßvoll, realistisch und dringend notwendig – für faire Einkommen und zur Sicherung qualifizierter Fachkräfte“, macht Schwaab klar. „Wer keine Perspektive bietet, darf sich nicht wundern, wenn junge Menschen einen Bogen um die Branche machen.“
 

Über 22 000 bei Warnstreiks und Aktionen  

Über 22 000 Beschäftigte haben sich im Rahmen der Tarifrunde im Kfz-Handwerk an Aktionen und Warnstreiks beteiligt. „Die Arbeitgeber versuchen, mit angezogener Handbremse durchs Tarifjahr zu kommen – das funktioniert nicht. Die Beschäftigten haben ein starkes Signal gesendet, und es wird unüberhörbar lauter werden“, sagt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall Niedersachsen, wo nächste Woche die dritte Verhandlungsrunde startet.   

„Anders als in der Industrie laufen die Geschäfte im KFZ-Handwerk gut. Die Stimmung bei den Händlern ist positiv, vor allem die Werkstätten sind bestens ausgelastet“, erklärt Bojidar Beremski, Verhandlungsführer der IG Metall im Kfz-Handwerk Bayern. „Das spüren die Kunden durch lange Wartezeiten und die Beschäftigten durch eine sehr hohe Arbeitsbelastung. Wir wollen jetzt die Kaufkraft der Beschäftigten stärken und sie zusätzlich entlasten, beispielsweise mit einer Wahloption für zusätzliche freie Tage.“ 

Aus Sicht der IG Metall braucht das Kfz-Handwerk dringend bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Das zeigt auch eine Befragung unter 12 000 Beschäftigten (siehe unten). Dennoch mauern die Arbeitgeber.
 

Tarifforderungen kommen aus den Kfz-Betrieben 

Die Tarifforderungen für die Kfz-Tarifrunde hat der IG Metall-Vorstand Ende Februar beschlossen – nach Empfehlung der Tarifkommissionen der IG Metall für das Kfz-Handwerk. In den Tarifkommissionen haben in den Wochen davor gewählte Vertreter aus den Betrieben über die Forderungen beraten – und die Diskussionen aus ihren Betrieben zu einer gemeinsamen Forderungsempfehlung zusammengeführt. 

„Der Branche geht es insgesamt gut – trotz der mangelhaften Modellpolitik der Hersteller mit Blick auf den Ausbau der Elektromobilität“, erklärt Nadine Boguslawski. „Die Beschäftigten in den Autohäusern verkaufen derzeit insbesondere viele Gebrauchtwagen. In den Werkstätten müssen Kunden wegen der hohen Auslastung und des Fachkräftemangels lange auf einen Termin warten. Viele Beschäftigte arbeiten am Anschlag. Darum ist jetzt dringend Zeit für Entlastungen: im Geldbeutel und bei der Arbeitszeit.“

 
 


IG Metall befragte über 12 000 Beschäftigte

Das sehen die Beschäftigten genauso. Im Vorfeld des Beschlusses der Tarifkommissionen hat die IG Metall die Beschäftigten in den Kfz-Betrieben befragt. Eine Mehrheit von 60 Prozent hält eine Forderung von 4 bis 8 Prozent mehr Geld für gerechtfertigt. 

70 Prozent der Beschäftigten schätzen die Lage in ihren Betrieben als gut oder sehr gut ein. Der Gebrauchtwagenhandel brummt und erzielt gute Renditen. Der Neuwagenverkauf jedoch stottert, was wiederum gut für das Servicegeschäft in den Werkstätten ist, da das Durchschnittsalter der Fahrzeuge und damit der Reparaturbedarf steigt. Die Auftragsbücher sind voll. Beschäftigte berichten von zunehmender Arbeitsbelastung, hohen Krankenstände und mangelnder Wertschätzung. 

Und 54 Prozent der Befragten sagen, dass deshalb vermehrt Beschäftigte den Betrieb verlassen. Anderswo gibt es mehr Geld bei weniger Belastungen. 

Alle Details zur Befragung findet Ihr in unserem Kfz-Handwerk Nr.48

Dritte Verhandlungsrunde im Mai

Die Tarifverhandlungen werden regional von den Bezirken der IG Metall geführt.

„Die Kfz-Tarifverhandlungen werden nur mit der aktiven Beteiligung der Beschäftigten zum Erfolg“, betont Nadine Boguslawski, die im IG Metall-Vorstand für das Handwerk verantwortlich ist. „Eure Teilnahme an Aktionen ist entscheidend. Lasst uns mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die IG Metall gewinnen und gemeinsam solidarisch, laut und entschlossen auftreten.“  

Im Kfz-Handwerk arbeiten insgesamt 430 000 Beschäftigte. 91 000 profitieren direkt von einem Tarifvertrag der IG Metall. Der aktuelle Tarifvertrag lief am 31. März 2025 aus, womit auch die Friedenspflicht endete. Seit 1. April machen die Beschäftigten mit Warnstreiks Druck. 

Aktuell läuft noch die zweite Verhandlungsrunde. Hier stehen noch Verhandlungstermine am Mittwoch in Bayern sowie nächste Woche in Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein an.

In Niedersachsen startet nächste Woche bereits die dritte Runde der Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk 2025.