Luft- und Raumfahrt
Die Arbeit der Zukunft sichern

Der Zusammenhalt der Kolleginnen und Kollegen in der Luft- und Raumfahrtindustrie ist stark. Einen großen Anteil daran hat die ausgeprägte Branchenarbeit der IG Metall. Zusammen mit den Beschäftigten geht es um die Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten.


Wenn Thomas Junk an die Zukunft denkt, hat er den Eindruck, ins Ungewisse zu blicken. Der Vertrauenskörperleiter steht auf dem Airbus-Gelände in Hamburg, blickt in Richtung Halle 1 und sagt, dass die Kolleginnen und Kollegen zutiefst verunsichert seien.  „Die Corona-Krise hat die Luftfahrtbranche schwer getroffen. Wer weiß, wann wir jetzt mit dem Arbeitgeber über den Zukunftstarifvertrag verhandeln können, den wir so dringend brauchen.“

Die Corona-Pandemie hat eine Entwicklung zusätzlich beschleunigt, die es bei Airbus ohnehin schon gab: Unsicherheit über das Produktionsvolumen, die Verträge der Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, die Übernahme von Auszubildenden, die Beschäftigungssicherung. Die Auftragsbücher sind insgesamt zwar voll, aber die Krise hat auch für schwere Verluste gesorgt: mehr als zwei Milliarden Euro in den ersten neun Monaten in 2020. Das aber ist nur der allererste Blick. „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen sich, wo das Flugzeug der Zukunft in fünf bis zehn Jahren gebaut wird, denn daran hängt auch die Zukunft der Standorte und somit der eigene Job,“ sagt Gewerkschaftssekretärin Katharina Volk, zuständig für die Luft- und Raumfahrt im Bezirk. Deshalb ist für die Kolleginnen und Kollegen das Thema Beschäftigungssicherung ganz zentral.

Auch bei Premium Aerotec, der hundertprozentigen Tochter der Airbus Operations, sind die Kolleginnen und Kollegen verunsichert.  Im Februar 2020 haben die Beschäftigten erfahren, dass an allen Standorten (Augsburg, Bremen, Nordenham und Varel) rund 1400 Stellen eingespart werden sollen. Wie bei Airbus sorgen sich auch hier die Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz. Auch hier streiten IG Metall, Betriebsräte und Vertrauensleute gemeinsam für die Beschäftigungssicherung.


Brücken in die Zukunft bauen

Dramatisch sind die Ausssichten dann nach dem Lockdown geworden: Die Geschäftführung wollte  wegen fehlender Nachfrage weltweit  15 000, in Deutschland 6000 Arbeitsplätze abbauen.  Mit starken Aktionen an den Standorten von Airbus und Premium Aerotec sind die Kolleginnen und Kollegen dagegen Sturm gelaufen. Zusammen mit Betriebsrat und der IG Metall konnte eine sozialverträgliche Lösung in der Krise durchgesetzt werden: Der im März 2021 abgeschlossene Tarifvertrag zur Standort- und Beschäftigungssicherung Anfang März 2021 verhindert  betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2023 , die angedrohten Entlassungen sind vom Tisch. Mit freiwilligem Ausscheiden, Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkungen mit teilweisem Entgeltausgleich gibt es stattdessen intelligente Lösungen als Reaktion auf Produktionseinbrüche.

Erst nach der Corona-Krise soll der Zukunftstarifvertrag neu verhandelt werden. Inhalt sollen dann die Themen aus einer großen Befragung sein, die die IG Metall, Betriebsräte und Vertrauensleute in einem breiten Abstimmungsprozess 2019 vorbereitet hatten.

Dass die IG Metall frühzeitig einen Zukunftsdialog einforderte, zeigen die Aktionstage an den Airbus-Standorten und bei Premium Aerotec. Sie fanden schon vor den aktuellen Abbau-Plänen des Unternehmens im November 2018 statt. Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gestalten“ forderte die IG Metall seinerzeit neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen auch den Stop zusätzlicher Fremdvergaben und konkrete Konzepte für die betroffenen Standorte, mit denen die Auslastung dauerhaft gesichert wird.


Netzwerke bilden

Die IG Metall kann in dieser Branche besonders gut auf Entwicklungen reagieren, weil sie über das Netzwerk Airconnect einen regelmäßigen Aus- tausch über die norddeutschen Standorte hinaus unterhält. Zudem werden jährlich durch die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) aus Bremen Umfragen über den Zustand und die Lage der Luft- und Raumfahrtbranche durchgeführt. Die Umfrage führt die IG Metall bundesweit durch, der Bezirk Küste wertet sie aber gezielt für die norddeutschen Betriebe aus.

Die Umfrage hat jeweils ein Schwerpunktthema. In  den  letzten Jahren waren der Tarifvertrag T-Zug, Arbeitszeit sowie Abspaltungen und Verlagerungen Schwerpunktthemen. Darüber hinaus werden jedes Jahr Grunddaten abgefragt, beispielsweise zur Beschäftigungssituation, Auftragslage, Ausbildungsquote, zu Problemen bei Stellenbesetzungen oder zu den Anteilen an Ingenieuren und Technikern. Durch die jährliche Erhebung sind die Zahlen vergleichbar und bilden die Basis der Arbeit der IG Metall.

Die Ergebnisse der letzten Umfrage haben eine zentrale Sorge der Betriebsräte deutlich aufgezeigt: dass immer mehr Teile der Airbus-Produktion ins Ausland verlagert werden. Mit der Verlagerung geht nicht nur Arbeit verloren, sondern auch bereits vorhandenes Wissen und Know-how. Die IG Metall wird auch in den kommenden Jahren alles daran setzen, dass die Luft- und Raumfahrtstandorte in Norddeutschland gehalten und weiterentwickelt werden. Bei all den anstehenden Veränderungen geht es vor allem darum, wie die Kolleginnen und Kollegen bei der Premium Aerotec richtig fordern: »Mensch statt Marge.« Das gilt auch und gerade vor dem Hintergrund der weiteren Entwicklungen in der Corona-Krise.

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