Pressemitteilung Schiffbau
IG Metall Küste fordert Beschäftigungs- und Standortoffensive für den Schiffbau

Im Vorfeld der 13. Nationalen Maritimen Konferenz, die am 14./15. September in Bremen stattfindet, hat die IG Metall Küste eine Beschäftigungs- und Standortoffensive für die Werften gefordert.

8. September 20238. 9. 2023


  • IG Metall-Bezirksleiter Friedrich: „Wann, wenn nicht jetzt, geben wir dem Schiffbau die Zukunft, die die Beschäftigten verdient haben“
  • Zahl der Beschäftigten auf den Werften steigt um 3,6 Prozent auf 15.028
  • Ausbildungsquote mit 5,7 Prozent auf niedrigstem Wert seit 2007

 

Im Vorfeld der 13. Nationalen Maritimen Konferenz, die am 14./15. September in Bremen stattfindet, hat die IG Metall Küste eine Beschäftigungs- und Standortoffensive für die Werften gefordert. Nach Ansicht der Gewerkschaft ist der Schiffbau von strategischer Bedeutung für Energieversorgung, Handel und Sicherheit, den es wieder auszubauen gelte.

„Wann, wenn nicht jetzt, geben wir dem Schiffbau die Zukunft, die die Beschäftigten verdient haben. Ob Zeitenwende, Offshore oder besserer Klimaschutz im globalen Handel: Wenn man es richtigmacht, dann hat der Schiffbau in Deutschland und Europa mehr Zukunft als mancher denkt“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste bei der Vorstellung der 33. Schiffbauumfrage, für die die AgS Consulting im Auftrag der Gewerkschaft Betriebsräte von 46 Werften in den fünf norddeutschen Bundesländern befragt hat. „Es ist alles für eine gute Zukunft da: qualifizierte Belegschaften, technologisch spezialisierte Werften und Zulieferer, Zukunftsmärkte. Was wir brauchen ist eine intelligente, aktive Industriepolitik und Unternehmen, die in die Zukunft investieren.“

Erstmals seit vier Jahren ist die Zahl der Beschäftigten auf den deutschen Werften wieder gestiegen – auf aktuell 15.028, was einem Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Während der Passagierschiffbau in Folge der Corona-Pandemie eingebrochen ist, wächst die Bedeutung des Marineschiffbaus. Fast die Hälfte aller Beschäftigten entfällt inzwischen auf diesen Bereich. Mit thyssenkrupp Marine Systems, Meyer und Lürssen sind drei Unternehmensgruppen prägend für den deutschen Schiffbau. Die Auftragsentwicklung schätzen die Betriebsräte positiver ein als in den Vorjahren. Außer im Marineschiffbau zeichnet sich für die nächsten Jahre jedoch bisher kein Beschäftigungsaufbau ab. 

Die IG Metall Küste hofft auf klare Aussagen der Politik auf der Nationalen Maritimen Konferenz. „Im Marineschiffbau erwarten wir eine aktive Rolle der Bundesregierung. Der Verkauf von thyssenkrupp Marine Systems sowie weitere Fusionen in Deutschland oder Europa sind für uns nur vorstellbar, wenn sich der Staat als Ankerinvestor mit einer Sperrminorität von 25,1 Prozent beteiligt“, so IG Metall-Bezirksleiter Friedrich. Außerdem brauche es endlich Entscheidungen über weitere Aufträge. „Ein nationaler oder europäischer Champion im Marineschiffbau braucht Zukunftschancen für alle Beteiligten und keinen Personalabbau oder Standortschließungen."

Wenn es auf der Konferenz um den Fachkräftemangel in der Branche geht, sieht die Gewerkschaft vor allem die Unternehmen selbst gefordert: „Sie müssen wieder mehr ausbilden und dürfen die Ausbildungsplätze nicht weiter reduzieren“, fordert Friedrich. Mit 5,7 Prozent ist die Ausbildungsquote laut der Befragung auf den niedrigsten Wert seit 2007 (2010: 8,1 Prozent) gesunken. Kritisch sieht der Bezirksleiter außerdem, dass die Stammbeschäftigung in der Produktion weiter sinkt und die Werften weiterhin stark auf Werkverträge und wieder zunehmend auf Leiharbeit setzen. „Nur mit einer guten, eigenen Mannschaft, Tarifverträgen und Mitbestimmung lässt sich die Zukunft der Unternehmen und der Branche sichern. Das muss auch ein hartes Kriterium bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen werden. Wir setzen darauf, dass das geplante Tariftreuegesetz des Bundes künftig auch für den Schiffbau greift.“ 

Schiffbauumfrage 2023