Aarhus/Dänemark: Über 200 Windrad-Servicetechniker demonstrieren vor der Zentrale des Windradherstellers Vestas. Aus dem gesamten Bundesgebiet sind sie nach Husum nahe der Grenze gekommen und in vier Bussen gemeinsam nach Aarhus gefahren. Seit dem 7. November sind sie im Streik.
Sie fordern einen Tarifvertrag: endlich regelmäßige Lohnerhöhungen, Altersteilzeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Doch die deutsche Vestas-Geschäftsleitung weigert sich seit einem halben Jahr kategorisch, mit der gewählten IG Metall-Tarifkommission bei Vestas zu verhandeln. Deshalb sind sie heute hier, mit Fahnen, Bannern, Trillerpfeifen und Hupen. Und sie sind laut.
Geschäftsleitung verweigert Verhandlungen
„Das deutsche Vestas-Management hat offenbar noch nicht verstanden, dass wir dringend Lösungen für die Themen der Beschäftigten brauchen“, kritisiert Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall Rendsburg und Verhandlungsführer bei Vestas. „Daher wenden wir uns heute direkt an die Konzernspitze in Dänemark.“
Immerhin: Der COO (Chief Operating Officer, Produktionsleiter) kommt raus zu den Streikenden – anders als bei ihrer Demo vor der Deutschland-Zentrale in Hamburg vor drei Wochen, wo die Geschäftsleitung kniff. Ins Megafon spricht der COO nicht. Aber er lässt über Martin Bitter ausrichten, dass Vestas weiterhin nicht mit der IG Metall verhandeln will. „Buuh“, schallt es ihm entgegen.
Auch ein paar dänische Kollegen sind rausgekommen. Aber sie dürfen keine Grußworte ins Megafon sprechen, erzählen sie. Beschämend.
Masten immer höher – Löhne bleiben am Boden kleben
Ihre Arbeit wird immer härter, die Windmasten immer höher – 150 Meter und mehr. Ihre Zeitvorgaben werden immer enger und unrealistischer, der Druck nimmt zu, bei Wind und Wetter. Oft gibt es kein Klo, keine Waschmöglichkeit. Umziehen müssen sie sich im Auto. Überall wird gespart.
Immer höher, schneller, weiter. Doch Lohnerhöhungen haben sie in den letzten Jahren kaum bekommen. Eine Inflationsausgleichsprämie, wie in Metall-Tarifbetrieben und bei anderen Windradbauern, gibt es auch nicht. Zwar gibt es einen Jahresbonus bei Vestas, doch die Zielzahlen dafür legt die Geschäftsleitung alleine fest – willkürlich und absichtlich immer unerreichbarer, meinen die Beschäftigten – „wie eine Möhre vor der Nase“.
Früher war es besser, berichten viele. Die Löhne waren gut. Vorgesetzte hörten zu. Es gab Geschenke. Jubiläumsgratifikationen. Weihnachtsfeiern. Heute sind sie nur noch „Ressourcen“, die Geld kosten.
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