tkMS – Verselbstständigung aktiv begleiten
Zukunft sichern. Verkauf nicht um jeden Preis

Thyssenkrupp will ihre Marine-Sparte eigenständig aufstellen. So hat es der Vorstand angekündigt. Die IG Metall begleitet die Verhandlungen zu einer möglichen Verselbstständigung von thyssenkrupp MarineSystems (tkMS) kritisch und konstruktiv.

23. Juni 202323. 6. 2023


Die IG Metall hat dazu eine Begleitkommission eingerichtet, die erstmals am 22. Juni mit VertreterInnen des Vorstandes tagte. Die IG Metall ist offen für einen (Teil-)Verkauf oder Börsengang, aber nicht um jeden Preis und auch nur in enger Abstimmung und mit den nötigen Sicherheiten für Beschäftigte und Standorte sowie Zusagen zu Investitionen, Tarifverträgen und den Strukturen für die Mitbestimmung.

Es braucht weiter einen Ankerinvestor. Entweder der Bund übernimmt eine Sperrminorität von 25,1 Prozent wie bei Hensoldt oder thyssenkrupp muss mit entsprechenden Sicherheitsgarantien durch den Bund an Marine System beteiligt bleiben. Den besten Weg gilt es gemeinsam zu diskutieren.

Grundlage für das Vorgehen sind die Bestand-Fair-Owner-Vereinbarungen im Konzern, die es uns (IG Metall mit gewerkschaftlichen Funktionär:innen) möglich machen, gemeinsam den Arbeitnehmer:innen die Zukunft von tkMS und seinen Tochterunternehmen zu gestalten. Dazu haben wir Forderungen für den weiteren Prozess, für Verträge mit tk und Investoren sowie an die Bundesregierung formuliert. Mit diesen Punkten geht die IG Metall in die Verhandlungen und in die weiteren Gespräche mit der Politik. 

„Wir lehnen den Einstieg von privatem Beteiligungskapital bei tkMS nicht grundsätzlich ab. Aber nur mit langfristigen und sicheren Vereinbarungen für die Beschäftigten“, so Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste. „Außerdem muss die Bundesregierung oder weiterhin thyssenkrupp als Ankerinvestor im Boot bleiben.“

„Die Best-and-Fair-Owner-Vereinbarung sichert der IG Metall bei thyssenkrupp ein Mitspracherecht bei einem möglichen Verkauf zu“, so Stephanie Schmoliner, Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster. „Je stärker die IG Metall an den Standorten ist, desto erfolgreicher werden wir.“

Die Forderungen der IG Metall Küste für den weiteren Prozess: 

Offenheit für einen Verkauf, aber nicht um jeden Preis – weitere Schritte in enger Abstimmung mit Bundesregierung und Mitbestimmung (Einsetzung Begleitkommission, Verkauf nur mit Zustimmung der ArbeiternehmerInnenseite in den Aufsichtsräten).

Neben Börsengang und Private Equity als Wege zur Verselbständigung prüfen: Verbleib bei tk muss weiter Option bleiben, industrielle Investoren im Blick behalten.

Keine Zerschlagung: tkMS, Hagenuk und Atlas – ein Unternehmen / Komplettanbieter, das nach der erfolgreichen Integration von Atlas nicht wieder zerschlagen werden darf.

Die Forderungen der IG Metall Küste für Verträge mit tk und Investoren: 

  • Absicherung über Zukunftstarifverträge: Beschäftigung für alle (auch Absicherung bei Unterlast), Ausbildung, Standorte und an den Standorten geltende Tarifverträge (Mitglied Arbeitgeberverband Nordmetall) langfristig sichern; Mitbestimmungsstruktur: Konzernbetriebsrat /Gesamtbetriebsrat und Aufsichtsrat durch Tarifvertrag festschreiben / Unternehmensstruktur nach deutschem Recht festschreiben; Investitionen und ggf. Personalaufbau definieren und zusagen
  • Offenlegung des hinter dem Investment stehenden Wirtschaftskonzeptes
  • Ausreichende Ausstattung mit Liquidität und Kapital
  • Keine Übernahme von Verbindlichkeiten aus Konzern (außer ggf. Altersvorsorge)
  • Absicherungen für Beschäftigte und Standorte bei einem möglichen Weiterverkauf
  • Absicherung der Altersvorsorge für die tkMS-Beschäftigten
  • Wenn Börsengang, dann nur in Deutschland

Die Forderungen der IG Metall Küste an die Bundesregierung: 

  • gestaltende (nicht nur moderierende) Rolle bei Konsolidierung in Deutschland und Europa einnehmen: Partnerschaften auf Augenhöhe in Nordeuropa prüfen, z.B. mit Norwegen, Niederlande, Schweden. Dabei enge Einbeziehung von IG Metall und Betriebsrat.
  • Zusagen für weitere Aufträge (2-4 U-Boote, F 127, Munitionsbergungsplattform…) und dadurch langfristige Perspektive für Standorte schaffen (insbesondere für Hochlauf am Standort Wismar wichtig); Def. Marineschiffbau als Schlüsseltechnologie ermöglicht nationale Vergabe
  • Ankerinvestor: Sperrminorität von 25,1 Prozent durch Bund (Bsp. Hensoldt) oder tk (mit entsprechenden Sicherheitsgarantien durch den Bund). Dadurch Lösung

tkMS 

Mit seinen insgesamt 5.800 Beschäftigten an den Standorten Kiel, Bremen, Hamburg, Emden, Flintbek, München, Wedel, Wilhelmshaven und Wismar ist das Unternehmen von hoher industriepolitischer Bedeutung. Die gute Auftragslage führt in den nächsten Jahren zu einem starken Wachstum, das bisher maßgeblich durch den Export getrieben ist. Hinzukommt die sicherheitspolitische Rolle: Die Herstellung von Schlüsseltechnologien im Über- und Unterwasserschiffbau steht unter dem besonderen Schutz der Bundesregierung, die ein strategisches Interesse am Erhalt und der Weiterentwicklung des Unternehmens hat. Für die IG Metall sind tkMS, Atlas und Hagenuk ein Unternehmen, das nach der erfolgreichen Integration von Atlas nicht wieder zerschlagen werden darf. Es gibt bei tkms eine starke Mitbestimmung über Aufsichtsräte, Betriebsräte und die industriepolitische Begleitung der IG Metall. 

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