Airbus Bremen
Der lange Weg zum Eckpunktepapier

Über dreieinhalb Jahre hat die Auseinandersetzung um die Verlagerung der Bremer Flügelausrüstung bei Airbus und die zukünftige Ausrichtung des Standorts gedauert. Die Stationen bis zum Ergebnis.

16. Februar 202316. 2. 2023


  • 2019: Der Airbus kündigt in weiten Teilen des Konzerns Restrukturierungen und Stellenstreichungen an.
     
  • März 2020: Über 1000 Arbeitsplätze in den fünf am Standort angesiedelten Airbus-Betrieben (Airbus Operations, Premium Aerotec, A400M, Airbus Defence & Sapce, ArianeGroup) waren durch unterschiedliche Stellenabbau-Programme gefährdet. Gemeinsam mit der IG Metall Bremen forderten die Betriebsräte als IG Metall Airbus Bündnis in einer gemeinsamen Resolution „eine Strategie für den Standort“. Die Standortleitung zeigt kein Interesse, wiegelt ab und lehnte Gespräche ab.
     
  • Mai 2020: Im Mai 2020 folgte die Aussage vom Management: „Der Flügel passt nicht nach Bremen. Ihr müsst davon loslassen.“ Einen Ersatz oder eine Alternative dafür wurde nicht angeboten. Zeitgleich erfolgt die Ankündigung des Konzerns 5100 Stellen in Deutschland abzubauen.
     
  • Juni 2020: Aktionswoche der IG Metall gegen den Stellenabbau und für den Verbleib der Flügelausrüstung in Bremen:
    Montag, 22. Juni: Die Airbus Kolleginnen und Kollegen schreiben ihre Wünsche und Vorschläge für eine gute Zukunft des Standortes auf über 500 Karten.
    Dienstag, 23 Juni: Die Fraktionsvorsitzenden der SPD, CDU, Die Linke, Grüne und FDP besuchen den Betriebsrat, um sich über den geplanten Abzug der Flügelausrüstung zu informieren.
    Mittwoch, 24. Juni: Der Betriebsrat führt ein Gespräch mit dem COE von Airbus, G. Faury über mögliche Perspektiven für Bremen.
    Donnerstag, 25. Juni: Bürgermeister Andreas Bovenschulte erklärt auf der Kundgebung vor 1500 demonstrierenden Kolleginnen und Kollegen die Solidarität des Bremer Senats.
     
  • September 2020: Mit einer Einigung beim Restrukturierungsprogramm Odyssee wurde auch ein Zukunftsprozess für den Standort Bremen vereinbart. Dieser Zukunftsprozess soll geführt werden von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, IG Metall und in Unterstützung der Bremer Politik. Ziel soll sein, eine Strategie für den gesamten Bremer Standort zu entwickeln.
     
  • Oktober 2020: Die Standortleitung schlägt vor, die Flügelausrüstung der A330 und A350 durch einen Reparatur-Betrieb für Flugzeugteile zu ersetzen. Dies wird von den Arbeitnehmervertretern und Luftfahrzeugbauexperten bewertet und strikt abgelehnt. Der ganze Luftfahrtstandort Bremen wird nicht von dem weltweit hart umkämpften Reparaturgeschäft abhängig gemacht.
     
  • Februar 2021: Die Bremische Bürgerschaft beschließt fraktionsübergreifend und einstimmig: „Die Flügelausrüstung muss in Bremen bleiben“.
     
  • März 2021: Das IG Metall Airbus Bündnis arbeitet seit 1 Jahr unter Einbeziehung externer Experten an der Entwicklung eines eigenen Zukunftskonzepts. Im März 2021 legt das Bündnis der Arbeitgeberseite das umfassende Zukunftsbild für den gesamten Bremer Airbus-Standort vor. Eines der Kernpunkte des Papiers ist das „Deutsche Flügelzentrum Moveables“.
     
  • 15. Juni 2021: Auf Einladung des Betriebsrates und der IG Metall besucht Finanzminister Olaf Scholz die Betriebsversammlung. In der Auseinandersetzung um die Zukunft von Airbus in Bremen sichert Olaf Scholz seine Unterstützung zu.
     
  • Juli 2021: Das Management in Toulouse ist endlich zu Zugeständnissen bereit: „Die Flügel bleiben in Bremen bis adäquater Ersatz gefunden wird. Repair ist es nicht“, so das Management.
     
  • November 2021: Nach acht Monaten reagiert die Arbeitgeberseite erstmals auf das Zukunftsbild des IG Metall-Airbus-Bündnisses und äußert sich zu möglichen gemeinsamen Inhalten.
     
  • Dezember 2021: Auf Initiative des Bürgermeisters und der IG Metall Bremen kommt es zu einem Treffen im Rathaus. Bürgermeister, Wirtschaftssenatorin, Airbus-Geschäftsführung, IG Metall Bremen und Betriebsratsspitze von Airbus Operations einigen sich auf Kriterien für Maßnahme zur Kompensation der geplanten Verlagerung der Flügelausrüstung. Bei einem zu erzielenden Ergebnis müssen Systemrelevanz, Einzigartigkeit, Volumen und zeitlicher Anschluss erfüllt werden.
     
  • 08. März 2022: Auf der Betriebsversammlung hebt der Bremer Bürgermeister Bovenschulte die Bedeutung des industriellen Flugzeugbaus für das Land Bremen und Norddeutschland hervor und fordert ein klares Bekenntnis des Managements für den Airbus-Standort in Bremen.
     
  • Juli 2022: Vor dem Hintergrund der Verabredungen im Dezember 2021 werden die Gespräche zwischen Betriebsrat und Standortleitung fortgesetzt. Am 18. Juli 2022 wird eine gemeinsame Zukunftssicht von Standortleitung und Betriebsratsspitze endverhandelt und in einem Ergebnisprotokoll festgehalten.
     
  • Februar 2023: Airbus beschließt am 06.02.2023 weitergehende Investitionen für den Bremer Standort. Auf Basis dieses Beschlusses und des Ergebnisprotokolls aus dem Juli 2022 einigen sich Betriebsrat und Airbus auf ein Eckpunktepapier für den Airbus Operations Standort in Bremen.
Interview

Drei Fragen, drei Antworten: Jens Brüggemann, Betriebsratsvorsitzender von Airbus Bremen, über das Eckpunktepapier.

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