Gemeinsam für den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte im Schiffbau: Auf Einladung der IG Metall Küste hat sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Sonnabend auf der Fassmer-Werft in Berne mit Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern zu einem Austausch getroffen. Themen waren die künftige Ausrichtung der Branche, die Folgen der Energiekrise für Beschäftigte und Betriebe sowie die aktuelle Situation in einzelnen Betrieben, wie etwa bei Fosen Yards in Emden, wo durch die Schließung 75 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren haben.
Ministerpräsident Weil erklärte nach dem Treffen: „Die maritime Industrie ist wichtig für die Versorgungssicherheit, für die Energiewende und für die Sicherheit unseres Landes. In der Krise liegt auch eine Chance: Der Ausbau der Offshore-Windenergie, die Umstellung von Handelsflotten und Kreuzfahrtschiffen auf klimaschonende Antriebe sowie das 100 Milliarden Euro umfassende Bundesprogramm für die Bundeswehr bieten Werften und Zulieferern neue Perspektiven. Unternehmen, Arbeitnehmervertretungen und Politik sind gemeinsam gefordert, damit diese Chancen auch genutzt werden. Gerade auch in der maritimen Industrie kann gezeigt werden, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können. Eine Grundvoraussetzung für langfristigen Erfolg ist die Ausbildung von Nachwuchskräften, dies sollte von allen Beteiligten bedacht werden.“
„Der Schiffbau ist eine strategisch wichtige Branche, die die Politik an der Küste, aber auch in Berlin nicht aus den Augen verlieren darf“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Wir brauchen weiterhin Werften und Zulieferer in Deutschland und in Europa. Der Bau von Frachtschiffen und Fähren sichert wirtschaftliche Unabhängigkeit, und durch den Bau von Spezialschiffen und Plattformen für die Offshore-Industrie kann die Branche einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung ohne russisches Gas leisten.“
Zukunftschancen sieht die IG Metall Küste außerdem im Spezialschiffbau mit klimafreundlichen Antrieben sowie im Marineschiffbau. Kritisch sieht die Gewerkschaft die Vergabepraxis bei öffentlichen Aufträgen. „Gute, tarifliche Arbeit und regionale Wertschöpfung müssen bei Ausschreibungen für Marine- und Behördenschiffe endlich berücksichtigt werden“, so IG Metall-Bezirksleiter Friedrich.
Laut der Schiffbauumfrage der IG Metall Küste arbeiteten auf den Werften in Niedersachsen im Herbst vergangenen Jahres etwa 5.000 Stammbeschäftigte. Hinzu kommt ein teilweise weiterhin hoher Anteil an Arbeitnehmern mit Werkverträgen. Aktuelle Zahlen für die Branche stellt die Gewerkschaft am nächsten Freitag (9.9.) in einer Pressekonferenz vor.