Die Bundesregierung muss eine Strategie für den Ausbau der Windenergie vorlegen, auf deren Grundlage Arbeit und Wertschöpfung in der Produktion und im Betrieb der Anlagen in Deutschland und Europa gesichert und ausgebaut werden kann. Das fordert die IG Metall Küste vor dem am Mittwoch geplanten Windgipfel bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und bezieht sich dabei auf eine Branchenstudie der Hans-Böckler-Stiftung, die sie gemeinsam mit den Autoren vorgestellt hat.
„Mehr Flächen und schnellere Genehmigungsverfahren sind nicht genug, um die Ausbauziele an Land und auf See zu erreichen. Dafür brauchen wir ausreichend Fachkräfte, die es jedoch nur geben wird, wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Windindustrie verbessern“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Die Zauberwörter für die Zukunft der Windenergie in Deutschland sind: gute, tarifliche Arbeitsbedingungen, regionale Wertschöpfung und Fachkräftegewinnung.“
Die Autoren der Branchenstudie empfehlen eine langfristig angelegte Arbeitsmarktstrategie, die auf Ausbildung, Qualifizierung und Tarifbindung setzt und die in den nächsten Jahren massiv wachsende Branche attraktiv für Fachkräfte macht. „Seit Jahren gibt es erhebliche Probleme bei der Besetzung von freien Stellen in der Branche. Das liegt auch an der schwachen Tarifbindung, die in der Branche unter 40 Prozent liegt. Auch die Ausbildungsquote ist mit gerade einmal 3,6 Prozent verglichen mit rund 6 Prozent im gesamten Maschinenbau viel zu niedrig“, so Friedrich.
Gewerkschaft, Unternehmen und Politik sollten gemeinsam nach Lösungen für den Fachkräftemangel in dieser für die künftige Energieversorgung entscheidenden Branche suchen. Es sei deshalb richtig, dass die IG Metall zum Windgipfel des Bundeswirtschaftsministers eingeladen sei. „Die Energiewende ist nicht nur eine technische Frage. Wir brauchen auch genügend Menschen für die Planung, den Bau und die Wartung der Windparks“, erklärte der Gewerkschafter. Um beim Ausbau der Windenergie erfolgreich zu sein, müsse die Perspektive der Beschäftigten stärker in den Blick genommen werden.
Die IG Metall macht sich für den Erhalt bzw. den Wiederaufbau der Windindustrie über die gesamte Wertschöpfungskette stark. „Durch die Stopp-und-Go-Politik der früheren Regierungen hat die Branche erheblich an Fertigungstiefe eingebüßt. Das muss jetzt gedreht werden“, so IG Metall-Bezirksleiter Friedrich. Perspektiven zeigen sich laut der Studie derzeit vor allem in den der Produktion vor- und nachgelagerten Bereichen wie Projektmanagement und Service. Auch mit dem Aufbau einer Offshore-Wasserstoffproduktion in Nord- und Ostsee sowie einer möglichen Wiederaufnahme des Baus von Konverterplattformen verbinden die Autoren von der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) Chancen für die Branche.
Die Branchenstudie Windindustrie und die Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung finden Sie hier: Branchenanalyse Windindustrie - Hans-Böckler-Stiftung (FoFö) (boeckler.de)