Zeit für Zukunft
Darum geht es auf dem Gewerkschaftstag

Ihren Kurs für die nächsten vier Jahre beschließt die IG Metall Ende Oktober auf dem Gewerkschaftstag. Auch wählt die IG Metall einen neuen Vorstand.

4. Oktober 20234. 10. 2023


„Zeit für Zukunft“ – unter diesem Motto findet vom 22. bis 26. Oktober der 25. Ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall statt. Rund 420 Delegierte werden dann in Frankfurt festlegen, welche Themen die Gewerkschaft in den kommenden vier Jahren angehen will und wie sie das tun wird. Dazu diskutieren und entscheiden sie über mehr als 530 Anträge. Auch ein neuer Vorstand wird von den Metallerinnen und Metallern auf dem Gewerkschaftstag gewählt.

Die meisten Anträge beinhalten konkrete Aufgaben, denen sich die IG Metall in den kommenden vier Jahren annehmen soll. Werden die Anträge in dieser oder − nach ausgiebiger Debatte – in angepasster Form von den Delegierten angenommen, ergibt sich daraus eine Art To-do-Liste für die IG Metall. Und was steht auf dieser Liste? Das kann man erst nach dem Gewerkschaftstag sagen, denn über die einzelnen Anträge wird ja noch abgestimmt. Dennoch lässt sich aus den Anträgen herauslesen, welche Fragen und Herausforderungen den Metallerinnen und Metallern wichtig sind. Es haben sich diese Themenblöcke herauskristallisiert:
 

Energie- und Mobilitätswende gestalten

Die Metallerinnen und Metaller sehen in ihren Anträgen den Einsatz der IG Metall für eine ökologisch nachhaltige und demokratisch gestaltete, sozial gerechte Transformation weiterhin als Kernaufgabe der Gewerkschaft. Klar dabei ist für sie: „Investiert werden muss nicht nur in neue Technologien und Infrastrukturen, sondern auch in die Sicherung der Beschäftigung während der Transformation“, wie es in einem der Anträge zu lesen ist. In den Anträgen finden sich Forderungen nach einer forcierten Qualifizierungs- und Weiterbildungsoffensive wieder sowie die Forderung, dass die Beschäftigten und Mitglieder mit den Betriebsräten und den Vertrauensleuten der IG Metall eine proaktive Rolle bei den Veränderungen im Betrieb und Unternehmen einnehmen. Auf dem Gewerkschaftstag besprechen und entscheiden die Metallerinnen und Metaller, wie diese Themen angegangen und umgesetzt werden sollen.

Beschäftigung und Sozialstaat zukunftsfest machen

Für die Metallerinnen und Metaller stehen sichere Arbeitsplätze naturgemäß ganz oben auf der Agenda: Dafür braucht es aus Sicht der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter mehr Tarifbindung, mehr Weiterbildung, besseren Kündigungsschutz für Ältere sowie eine staatliche Ausbildungsgarantie für die Jungen. Leiharbeit will die Gewerkschaft auch in den kommenden vier Jahren zurückdrängen, befristete Arbeitsverträge nur als Ausnahme akzeptieren, die ungleiche Bezahlung der Geschlechter beenden: so lesen sich die Aufgabenfelder, die in den Anträgen stehen. Nehmen die Delegierten die entsprechenden Anträge an, kommen diese Themen für die kommenden vier Jahre auf die To-do-Liste. Ebenso stehen einige Anträge zur Stärkung des Sozialstaates zur Abstimmung. Themen die die Metallerinnen und Metaller sozialpolitisch in den kommenden vier Jahren gerne ändern wollen sind beispielsweise, dass das Arbeitslosengeld I länger ausgezahlt wird, das Rentenniveau auf 53 Prozent festgeschrieben wird, die Rente mit 67 gekippt wird und das Gesundheitssystem zu einer Bürgerversicherung umgebaut wird, in die alle einzahlen.

Stark und solidarisch mit Mitbestimmung und Tarifverträgen

Tarifverträge und Mitbestimmung wollen die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in den kommenden vier Jahren stärken, das wird ebenfalls aus den Anträgen klar. Denn nur so kann es auch in Zukunft gute und gesunde Arbeit geben, mit guten Entgelten – und Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Deshalb wollen sich die Metallerinnen und Metaller für die kommenden vier Jahren zur Aufgabe machen, mehr Mitglieder zu gewinnen, diese aktiv mitziehen – als Betriebsräte, Jugend- und Schwerbehindertenvertretungen, als Vertrauensleute – und gemeinsam mit allen Zukunftsstrategien zu entwickeln. Daneben wollen sie in Berlin Druck machen, für bessere Gesetze, die Tarifbindung fördern und mehr Mitbestimmungsrechte enthalten. Ziel ist es, dass die Metallerinnen und Metaller in den Betrieben bereits bei der strategischen Planung, etwa zu Investitionen und Personal, beteiligt sind – und nicht erst, wenn der Arbeitgeber Abbau und Schließung verkündet.

Die IG Metall in einer neuen Zeit

Der Gewerkschaftstag 2019 gab den Startschuss für das Projekt „IG Metall vom Betrieb aus denken“. Jetzt soll auf dem Gewerkschaftstag 2023 das Projekt per Antrag verlängert werden. Die Idee des Projekts ist: Transformation findet nicht auf dem Reisbrett statt, sondern in den Betrieben. So ist die IG Metall in den vergangenen vier Jahren, auch durch dieses Projekt, verstärkt in die Betriebe gegangen und hat dort eine umfassende Bestandsaufnahme gemacht und Veränderungs- und Entwicklungsbedarfe identifiziert. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen stärken die Arbeit der IG Metall.

Junge IG Metall: Zukunft zusammen

Auch aus der IG Metall Jugend kommen zahlreiche Anträge. Sie zielen darauf ab, mehr Souveränität und Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort für alle Beschäftigtengruppen zu erkämpfen. Das Zielbild ist: Sinnhafte Aufgaben, gute Bezahlung und Arbeitszeiten, die genug Raum für Familie, Freunde, Hobbies und Ehrenamt lassen, eine Vier-Tage-Woche, Möglichkeiten wie Mobile Arbeit, Sabbaticals und sogenannte “Workation”-Angebote, also Konzepte, die eine Kombination aus Arbeit „work“ und Urlaub „vacation“ ermöglichen.

Auch das Thema Chancengleichheit treibt die Jugend um. Denn Hauptschülerinnen und Hauptschüler gehen auf dem Ausbildungsmarkt überproportional leer aus. Das hat Folgen: Eine größer werdende Gruppe der jungen Generation landet in Warteschlangen, schlecht bezahlten Jobs oder in prekären Arbeitsverhältnissen. Die IG Metall Jugend will das ändern. 

Ein neuer Vorstand wird gewählt

Für die Aufgaben der kommenden vier Jahre wird ein neuer Vorstand gewählt. Dabei möchte sich die IG Metall an der Spitze schlanker aufstellen. Statt bislang sieben geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern soll es künftig nur noch fünf geben. Jörg Hofmann, der als Erster Vorsitzender die Geschicke der IG Metall die letzten acht Jahre leitete, stellt sich nicht wieder zu Wahl, er verabschiedet sich in den Ruhestand. Die Kandidaten, die sich den Delegierten dafür am 23.Oktober zu Wahl stellen sind: Christiane Benner, Jürgen Kerner, Nadine Boguslawski, Hans-Jürgen Urban und Ralf Reinstädtler.