16. Februar 2021
Entgeltgleichheit
Gleicher Lohn? Noch lange nicht!
Männer verdienen durchschnittlich immer noch mehr als Frauen und die Lücke schließt sich nur langsam. Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt: Es gibt noch eine weitere Lücke. Frauen mit Tarifverträgen verdienen mehr als Frauen ohne.

Frauen mit Tarifvertrag geht es besser. Was das Entgelt angeht, lässt sich diese Aussage jedenfalls aus den Ergebnissen einer Sonderauswertung der Verdienststrukturerhebung innerhalb der Metall- und Elektroindustrie von 2018 ableiten. Während Frauen, die in Betrieben ohne Tarifanbindung arbeiten, 18,4 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdient haben, liegt diese Zahl in Betrieben mit Tarifverträgen bei 12,26 Prozent. Sechs Prozent mehr oder weniger auf der Lohnabrechnung machen am Ende des Monats einen großen Unterschied – wie auch die Tarifrunden immer wieder zeigen.


Trauriges Schlusslicht

Insgesamt ist jedoch ein Aufwärtstrend zu beobachten: Die gesamtgesellschaftliche Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen vergrößert sich nicht, sondern schrumpft tendenziell. 2019 lag sie im Durchschnitt in Deutschland erstmals unter 20 Prozent. Sie schrumpft vor allem, seit 2015 der Mindestlohn eingeführt wurde. Deutschland liegt im europäischen Vergleich dennoch auf dem vorletzten Platz vor Estland. Die beiden Länder bilden somit das traurige Schlusslicht des „Gender Pay Gaps“ innerhalb der Europäischen Union. Die Entgeltlücke in der EU liegt durchschnittlich bei 15 Prozent.


Ursachen bekämpfen

Woran liegt es, dass Frauen immer noch so viel weniger als Männer verdienen? Die Ursachen mögen vielfältig sein, sind aber klar zu identifizieren: Zu 71 Prozent sind die Gründe für die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen in strukturellen Ursachen zu finden. Strukturell bedeutet, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, die schlechter bezahlt sind, und seltener Führungspositionen innehaben. Außerdem arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit oder in Minijobs. Doch selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen in Deutschland gesamtgesellschaftlich sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Die strukturellen Ursachen sind auch der Grund, warum Frauen in der Metall- und Elektroindustrie trotz der diskriminierungsfreien Tarifverträge noch weniger als Männer verdienen. Die Entgeltlücke wird also auch hier erst stärker schrumpfen, wenn mehr Frauen in den besser bezahlten Berufen eingesetzt und in Unternehmen besser qualifiziert werden. Komplett verschwinden wird die Entgeltlücke nur, wenn das Entgelttransparenzgesetz zu einem Entgeltgleichheitsgesetz ausgebaut wird. Das fordert die IG Metall von der Politik. Arbeitgeber könnten damit dazu verpflichtet werden, Entgeltunterschiede zu beseitigen und bereits in den Stellenanzeigen Lohnuntergrenzen zu nennen.
 


Zahlen und Fakten zum Thema

12,26 % beträgt die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen in den Betrieben der Metall-und Elektroindustrie, die einen Tarifvertrag haben.

18,4 % weniger Entgelt bekommen Frauen in der Metall- und Elektroindustrie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Das liegt leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt, ist aber immer noch viel höher als mit Tarifvertrag.

20 % betrug die Entgeltlücke im Jahr 2018. Im folgenden Jahr verkürzte sie sich um ein Prozent.

6,14 % mehr Entgelt erhalten Frauen in der Metall- und Elektroindustrie mit Tarifvertrag als ihre Kolleginnen in Betrieben ohne Tarifbindung.

4,10 € verdienen Frauen pro Stunde weniger als Männer in der Metall- und Elektroindustrie – ohne Tarifvertrag. Mit Tarifbindung sind es 3,81 Euro.

Lohnsteuerklasse 5: Diese Lohnsteuerklasse bringt Frauen häufig zusätzliche finanzielle Nachteile. Das macht die Coronakrise nun verstärkt deutlich: Die Berechnung des Kurzarbeitergeldes zum Beispiel orientiert sich am Nettoeinkommen. Frauen in dieser Steuerklasse bekommen deutlich weniger Kurzarbeitergeld.

71 % der Ursachen für die Entgeltlücke sind strukturell bedingt. Frauen arbeiten nämlich durchschnittlich deutlich häufiger in niedriger bezahlten Jobs, nehmen mehr Minijobs oder Teilzeitstellen an und sind seltener in besser bezahlten Führungspositionen tätig. weniger verdienen Frauen – gesamtgesellschaftlich betrachtet – bei gleicher Tätigkeit in Deutschland.

6 % weniger verdienen Frauen – gesamtgesellschaftlich betrachtet – bei gleicher Tätigkeit in Deutschland.

100 Jahre würde es bei ansonsten gleichbleibender Entwicklung noch dauern, bis Frauen in Deutschland so viel verdienen würden wie ihre männlichen Kollegen.


Gleichstellung und Integration - Faires Entgelt für Frauen

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