Mit viel Unterstützung aus Politik und Gewerkschaften haben rund 250 Beschäftigte des Windanlagenherstellers Vestas am Dienstag in Hamburg für einen Tarifvertrag demonstriert. Vor der neuen Deutschlandzentrale des dänischen Konzerns forderten sie die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit der IG Metall, denen sich die Geschäftsführung bisher verweigert. Die Gewerkschaft setzt den Streik die gesamte Woche fort. Mehrere hundert Beschäftigte insbesondere aus den Bereichen Service und Wartung folgen täglich dem Aufruf und legen ihre Arbeit nieder.
„Nur gemeinsam und mit Tarifverträgen werden wir die Energiewende voranbringen. Das muss die Geschäftsführung von Vestas endlich einsehen“, forderte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, auf der Kundgebung. „Wer - wie der dänische Windanlagenhersteller - für soziale und nachhaltige Werte in der Öffentlichkeit stehen will, muss den Weg für regelmäßige Tarifsteigerungen, Sonderzahlungen und Altersteilzeit freimachen.“ Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall Rendsburg, ergänzte: „Der starke Wille der Kolleginnen und Kollegen ist beeindruckend. Auch nach Wochen steht der Streik. Die Auswirkungen sind für das Unternehmen immer stärker zu spüren.“
Auch die Vorsitzende des DGB Nord, Laura Pooth, forderte Vestas auf, sich mit der IG Metall an einen Tisch zu setzen. Sie sprach von einem „gerechten Kampf“, der vielen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Branchen Mut mache und auf den auch die Politik schaue: „Wir brauchen wieder mehr Tarifverträge, diese Botschaft ist inzwischen auch in der Politik angekommen, so wird mir von den Regierungschefs im Norden überall versichert. Deshalb unsere klare Forderung an die Politik: nicht nur reden, sondern machen. Sorgt dafür, dass die Tarifbindung in unserem Land wieder kräftig steigt. Das ist auch gut für die Kaufkraft, für die Wirtschaft und für unser Land.“
Nils Weiland, Landesvorsitzender der SPD Hamburg, erklärte: „Gute Arbeit braucht geregelte und klare Verhältnisse. Tarifverträge garantieren Verlässlichkeit, faire Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen und nützen sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern. Als SPD Hamburg stehen wir daher klar zur Tarifbindung. Die Vestas-Beschäftigten haben bei ihrer Forderung nach der Aufnahme von Tarifverhandlungen unsere Unterstützung und Solidarität. Wir wollen und werden selbstverständlich nie in Verhandlungen von Tarifpartnern eingreifen. Tarifautonomie kann aber nur dann funktionieren, wenn Tarifbindung besteht und beide Seiten bereit sind, einander zuzuhören. Wir appellieren deshalb an die Geschäftsführung von Vestas-Deutschland, Tarifverhandlungen aufzunehmen und in Gespräche mit der IG Metall einzutreten.“
Die Tarifauseinandersetzung bei Vestas wird am 26.1. um 15:30 Uhr auch Thema im schleswig-holsteinischen Landtag sein. Mitglieder der Vestas-Tarifkommission werden die Debatte auf der Zuschauertribüne verfolgen. Geplant ist ein gemeinsames Pressestatement um 14 Uhr vor dem Landtag mit der SPD-Landesvorsitzenden Serpil Midyatli.
Der Streik bei Vestas läuft mit Unterbrechungen seit Anfang November. Es gab zahlreiche Kundgebungen, etwa vor der deutschen Unternehmenszentrale in Hamburg und kurz vor Weihnachten am Sitz der Firma im dänischen Aarhus. Bei der Vestas Deutschland GmbH sind ca. 1700 Mitarbeiter beschäftigt. Ein erheblicher Teil von ihnen ist bundesweit im Service und der Wartung von Windenergieanlagen tätig.