16. Juni 2022
Luft- und Raumfahrt
Fachkräfte fehlen für den Neustart nach der Krise in der Luft- und Raumfahrtindustrie
Mehr als 60 Prozent der Betriebe melden Probleme bei der Stellenbesetzung

Für den Neustart nach der Krise ist die norddeutsche Luft- und Raumfahrtindustrie nicht ausreichend vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Betriebsräten im Auftrag der IG Metall. Nach einem Rückgang der Beschäftigung seit 2019 um mehr als zehn Prozent erwarten die Arbeitnehmervertreter in der Mehrzahl der Unternehmen ein Plus bei Aufträgen und Beschäftigung. Für 2023 prognostizieren sie eine durchschnittliche Auslastung von über 98 Prozent. „Die Branche erreicht damit ein Rekordniveau. Um die Arbeit zu schaffen, fehlen jedoch die Fachkräfte. Mehr als 60 Prozent der Betriebe melden Probleme bei der Stellenbesetzung“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Statt in der Krise noch stärker auf arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Kurzarbeit mit Qualifizierung oder Zeitkonten zu setzen, wurde viel zu viel und viel zu schnell Personal abgebaut. Das rächt sich nun.“

 

Erfreulich sei, dass die meisten Arbeitsplätze im Norden langfristig durch Vereinbarungen mit der IG Metall und den Betriebsräten gesichert sind – wie etwa durch den Zukunftspakt bei Airbus und Premium AEROTEC. „Auch die Stärkung der Ausbildung ist das richtige Signal“, so Friedrich. „Unverständlich ist für uns allerdings, dass ein Drittel der Betriebe Probleme bei der Übernahme der Auszubildenden sieht. Auch der hohe Anteil an Befristungen bei Neueinstellungen stört uns. Um attraktiv für Beschäftigte zu sein, muss die Branche noch einiges tun.“

 

Holger Junge, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Airbus, ergänzt: „Wir wollen bei Airbus den Hochlauf der Produktionsrate des A-320-Programms von 45 auf 75 Maschinen pro Monat schaffen. Das wird nur gelingen, wenn das Unternehmen sich auf den geänderten Arbeitsmarkt einstellt und gute Bedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet. Festeinstellungen statt Leiharbeit und befristete Arbeitsverträge sind dafür ein wichtiger Schritt.“ Allein in Hamburg gelte es, in den nächsten Monaten ca. 1.000 neue Arbeitsplätze zu besetzen.

 

Positiv bewertet die IG Metall Küste, dass in 85 Prozent der Luft- und Raumfahrtbetriebe im Norden aktiv an der Zukunftsfähigkeit gearbeitet wird und dabei die Betriebsräte einbezogen werden. Neue Fertigungstechnologien, neue Materialien, Künstliche Intelligenz und Wasserstoff sind Themen, an denen in vielen Unternehmen geforscht wird.   

 

Die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung hat im Auftrag der IG Metall Betriebsräte aus 67 Firmen mit mehr als 75.000 Beschäftigten befragt. Davon sind 24 Betriebe mit mehr als 30.000 Beschäftigten in Norddeutschland.

Lage und Perspektiven der Luft- und Raumfahrtindustrie in Norddeutschland als pdf
 


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