Für was fehlt an der Küste jetzt das Geld?
Daniel Friedrich, Das sind zum Beispiel die Stahlwerke und Gießereien an der Weser, in Hamburg und in Schleswig-Holstein mit tausenden Arbeitsplätzen. Es geht um den weiteren Ausbau der Windindustrie und die Umstellung der Automobilindustrie auf Elektroantriebe. Insgesamt sind allein in Norddeutschland 100 000 bestehende oder fest eingeplante neue Arbeitsplätze bedroht.
Was muss passieren, um das zu verhindern?
Die demokratischen Parteien in Berlin müssen so schnell wie möglich eine gemeinsame und tragfähige Lösung finden, die langfristige Investitionen in die Zukunft ermöglicht und den Wandel der Industrie sichert. Jetzt ist nicht die Zeit für wahltaktische Profilierung. So haben wir es gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband NORDMETALL erklärt.
Was ist das Besondere an diesem gemeinsamen Vorgehen?
Wir zeigen, dass IG Metall und Arbeitgeber im Norden bei diesem Thema an einem Strang ziehen. Gemeinsam sehen wir die Chancen, die in dem Wandel zu einer klimagerechteren Wirtschaft für Unternehmen und Beschäftigte liegen. Der große Anteil an Erneuerbaren Energien – insbesondere der Windkraft – und der damit produzierte grüne Wasserstoff machen den Norden interessant für Investitionen. Dafür braucht es jedoch eine staatliche Flankierung.
Wie meinst du das?
Es geht ja nicht darum, den Unternehmen einfach Geld zu überweisen. Wir wollen damit als Gesellschaft etwas erreichen: Die Industrie mit Tarifverträgen und Mitbestimmung soll erhalten bleiben, dafür muss sie sich allerdings wandeln und darf die Menschen dabei nicht verlieren. Wir müssen die Gesellschaft weiter stabilisieren und zusammenhalten. Die Gegner unserer Demokratie dürfen aus der Krise kein politisches Kapital schlagen.
Was waren Highlights?
Auf jeden Fall der Tarifabschluss nach 123 Tagen Streik beim Windanlagenhersteller Vestas. Das haben sich die Kolleginnen und Kollegen mit unserer Unterstützung hart erkämpft. Und mich hat auch sehr gefreut, dass der Weg für den Bau von Offshore-Konverterplattformen auf einem Teil des Geländes der ehemaligen MV-Werften in Rostock-Warnemünde endlich frei ist.
Und was steht in 2024 an?
Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie wird hart. Bis zum Sommer werden wir unsere Forderungen diskutieren, auch eine große Umfrage starten. Neben mehr Geld beschäftigen wir uns schon jetzt mit der Arbeitszeit. Können wir mehr Möglichkeiten schaffen, Geld in Zeit umwandeln wie bei den T-ZUGTagen oder wollen wir auch an die Vier-Tage-Woche wie in der Stahlindustrie? Das wird spannend, was die Mitglieder dazu sagen.