Maschinenbau Erste Warnung an Jungheinrich: 350 Beschäftigte demonstrieren lautstark vor Firmenzentrale

Der Gabelstaplerbauer lehnt Zukunftsgespräche für den Standort Lüneburg ab. Mit Tröten, Hupen und kämpferischer Stimmung haben rund 350 Beschäftigte vor der Firmenzentrale in Hamburg demonstriert.

Demo vor Firmenzentrale am 25.09.2025

26. September 2025 26. September 2025


Mit Tröten, Hupen und kämpferischer Stimmung haben am Donnerstag (25.9.25) rund 350 Beschäftigte der Jungheinrich AG vor der Firmenzentrale in Hamburg demonstriert. Bei strahlendem Wetter machten sie lautstark deutlich: Die Belegschaft ist kampfbereit und nicht bereit, die geplanten Einschnitte hinzunehmen. „So etwas hat es bei Jungheinrich noch nie gegeben“, sagt Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg. „Den Rekordgewinn des vergangenen Jahres will das Unternehmen wieder erreichen – aber auf dem Rücken der Mitarbeiter durch mehr als 1.000 Entlassungen. Das ist eine Riesensauerei.“

 

 Die Demonstration markiert einen Wendepunkt im Umgang mit dem Traditionsunternehmen. Thomas Burow, Betriebsratsvorsitzender aus Norderstedt, kritisiert den Kurs des Vorstands: „Die Kultur des Firmengründers hat Jungheinrich stark gemacht – nicht irgendwelche Midtech-Produkte mit Jungheinrich-Aufklebern aus Asien. Jungheinrich hat jetzt Manager, die gierig sind nach immer mehr Rendite. Aber wir stehen für die Werte, die das Unternehmen groß gemacht haben.“

 

Robert Butzmann, Vertrauenskörperleiter aus Norderstedt, stellt ergänzend fest: „Es braucht einen langfristigen Entwicklungsplan, um alle Standorte, die Arbeitsplätze und das gemeinsame Lebenswerk zu sichern. Die Familien Wolf und Lange haben auch eine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und nicht nur für Rendite.“ Der Protest richtet sich daher auch direkt an die Hamburger Unternehmerfamilien Wolf und Lange, die als Eigentümer hinter Jungheinrich stehen. Die Beschäftigten appellieren an deren Verantwortung: „Wir erwarten, dass die Familien das Lebenswerk des Firmengründers nicht zerstören, sondern sich im Markt werteorientiert behaupten – mit Respekt vor der Belegschaft und ihrer Leistung“, sagt Steffen Schwarz, Betriebsrat aus Lüneburg.

 

Die Beschäftigten fordern Respekt – nicht nur in Worten, sondern in Taten.
„Der Vorstand spricht von respektvollem Umgang. Aber wo bleibt der Respekt vor der Lebensleistung der Beschäftigten?“, fragt Yusuf Cengiz, Vertrauenskörperleiter aus Lüneburg. Die Lüneburger Belegschaft hat ein „lebendes Buch“ mit zehn Geschichten und Porträts erstellt und es dem Vorstandsvorsitzenden Lars Brzoska übergeben – um den Menschen hinter den gelben Maschinen ein Gesicht zu geben.

 

Nach der Kundgebung zogen die Demonstrierenden durch die Stadt – vorbei an Kunden wie Lidl, Kaufland, Poco und VW, die Produkte aus dem Werk Lüneburg beziehen. „Wir sind wild entschlossen, unsere Zukunft zu verteidigen und unsere Lebensleistung bei allen Kunden sichtbar zu machen“, so Rebstock.

 

Ole Drewes, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Hamburg, warnt: „Jungheinrich will sein ambitioniertes Ziel, den Gewinn bis 2030 mehr als zu verdoppeln, auf dem Rücken der Beschäftigten erreichen, die die bisherigen Rekordergebnisse überhaupt erst möglich gemacht haben. Wenn der Vorstand so weitermacht, ist kein Arbeitsplatz mehr sicher. Jungheinrich würde sich selbst kannibalisieren.“

Die IG Metall fordert ein Umdenken. „Wir wollen ein Jungheinrich, das die Lebensleistung seiner Beschäftigten achtet. Sie sind Mitglieder dieser Familie“, ergänzt Drewes.

 

Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg, betont: „Die Beschäftigten sind bereit für ergebnisoffene Verhandlungen ohne Denkblockaden. Doch bislang hat sich niemand von Arbeitgeberseite gemeldet. Stattdessen fordert der Vorstand Beiträge, lehnt aber jede echte Zukunftsdiskussion ab. Das ist kein Dialog, das ist ein Monolog.“

Weiterhin sagt Aldag: „Im Ringen um einen Sozialtarifvertrag setzen wir auf kurzfristige Termine, damit die Kolleginnen und Kollegen Klarheit über ihre Zukunft bekommen. Ein erster angebotener Termin für einen Sozialtarifvertrag wurde vom Arbeitgeber abgelehnt. Für einen weiteren Termin am kommenden Montag gibt es noch keine Rückmeldung.“

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Dominik Lauck

Assistenz: Cristina Wolter

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